Rentenbescheid
faq

Kabinett beschließt Erhöhung Warum die Renten spürbar steigen

Stand: 24.04.2024 13:16 Uhr

Die Renten steigen im Sommer spürbar - und erstmals in Ost und West in gleicher Weise. Künftig müssen die Rentnerinnen und Rentner aber wohl mit geringen Erhöhungen auskommen. Die wichtigsten Fragen und Antworten.

Die Renten in Deutschland sollen spürbar steigen. Das Kabinett hat heute die Anpassung zum 1. Juli beschlossen. Wie bereits im März bekannt wurde, erhalten die mehr als 21 Millionen Rentnerinnen und Rentner in Deutschland um 4,57 Prozent höhere Bezüge.

Renten steigen erstmals wieder stärker als Inflation

Nicole Kohnert, ARD Berlin , tagesschau, 24.04.2024 17:00 Uhr

Ist die Erhöhung ungewöhnlich stark?

Zumindest ist sie stärker als noch im Herbst vorhergesagt. Damals gingen Schätzungen von einem Plus von rund 3,5 Prozent im Juli aus. Hauptgründe für die deutliche Erhöhung sind nun der stabile Arbeitsmarkt in Deutschland und gute Lohnabschlüsse. Für die Rentenanpassung maßgeblich waren Lohnsteigerungen von 4,72 Prozent.

Frisst die Inflation die Rentenerhöhung wieder auf?

Nein. Arbeitsminister Hubertus Heil hatte bereits darauf verweisen, dass die Rentenanpassung "deutlich" über der Inflationsrate liege. Im vergangenen Jahr war die Rentenerhöhung dahinter zurückgeblieben.

Im März hatte sich die Inflation aber weiter abgeschwächt. Die Verbraucherpreise lagen noch um 2,2 Prozent über dem Niveau des Vorjahresmonats. 

Fällt die Erhöhung in Ost und West gleich aus?

Ja, dies ist erstmals der Fall. 2023 waren die Altersbezüge in den alten Ländern noch um 4,39 und im Osten um 5,86 Prozent gestiegen.

Damit hatten sich die Renten aber bereits vergangenes Jahr angeglichen - früher als vorgesehen, weil die Löhne im Osten zuvor deutlich stärker gestiegen waren als im Westen. 

Wie sind die Perspektiven?

Rentensteigerungen dürfte es auch künftig geben - aber laut aktuellem Rentenversicherungsbericht in geringerem Ausmaß. So geht der Bericht bis 2037 von einer durchschnittlichen Steigerungsrate von 2,6 Prozent pro Jahr aus - insgesamt gut 43 Prozent. Ohne gesetzliche Eingriffe würde der Übertritt von Millionen sogenannter Babyboomer in die Rente immer deutlicher spürbar werden.

Laut dem Bericht dürfte das Rentenniveau ohne Reform von derzeit 48,2 Prozent bis auf 45,0 Prozent im Jahr 2037 sinken. Die Renten würden dann generell nicht mehr so stark wie die Löhne steigen.

Wie reagiert die Koalition?

Mit einem Gesetzespaket, das bereits vorgestellt wurde und in den kommenden Wochen ins Kabinett soll. Mit ihrer Reform wollen Heil und Finanzminister Christian Lindner das Rentenniveau von 48 Prozent für die Zukunft garantieren.

Bis Mitte der 2030er-Jahre will die Regierung zudem mindestens 200 Milliarden Euro aus Bundesmitteln am Kapitalmarkt anlegen. Mit den Erträgen sollen Beitragsanstiege gedämpft werden. 

Wie entwickeln sich die Rentenausgaben?

Die Rentenausgaben würden ohne Reform laut Gesetzentwurf bis 2045 von derzeit 372 auf 755 Milliarden Euro steigen. Durch das 48-Prozent-Rentenniveau dürften es 800 Milliarden Euro werden.

Der Rentenbeitrag würde ohne Geldanlage am Kapitalmarkt von 18,6 Prozent bis 2045 auf 22,7 Prozent steigen. Mit Generationenkapital sollen es dann 22,3 Prozent werden.

(Quelle: dpa)

Hans-Joachim Vieweger, ARD Berlin, tagesschau, 24.04.2024 10:37 Uhr